Katharina weiß wenig über ihre Mutter Mischa, einer gefeierten Leistungsschwimmerin der ehemaligen DDR. Nur, dass sie anders ist als die Mütter ihrer Freundinnen. Sie hat ein breites Kreuz, große Hände, kann viele Klimmzüge hintereinander machen, ohne aus der Puste zu kommen. Sie kümmert sich nicht um die tuschelnden Nachbarn, lieber arbeitet sie in ihrem kleinen Garten hinterm Haus. Oft hilft ihr Ilja. Er ist Mischas Liebhaber, doch für Katharina nur Onkel Ilja – ein seltsamer Mensch, der es nicht mag, viel zu reden. Zu dritt teilen sie sich die kleine Wohnung im fünften Stock eines Mietshauses. Dann stirbt Mischa eines Tages unerwartet und Katharina begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit ihrer Mutter.

Identitätssuche der dritten Generation

Schon zu Beginn des Romans ahnt der Leser, dass Kathis Mutter Mischa eine Menge zu verbergen hat. So ist das Buch „Die Grenzschwimmerin“ auch die Geschichte einer Annäherung zwischen Mutter und Tochter. Ein Buch über eine Studentin, die stellvertretend für die Generation junger Leute steht, die nach der Wende geboren wurde. Sie kennen die DDR nur lückenhaft aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Über die Idee zum Buch sagt die Autorin: „Ich las in der ZEIT einen Bericht über junge Leute, die mit dem Bus durch die ehemalige DDR reisten. Das Thema hat mich interessiert und ich begann darüber zu schreiben. Es geht um die dritte Generation der DDR, die mit einem schwarzen Loch aufgewachsen ist. Katharina gehört dieser Generation an. Der Sport bildet dabei die Klammer. Ich fand es faszinierend, Katharinas Mutter zu einer Ausnahmesportlerin zu machen. Mischa als geheimnisvolle, starke Frau mit einer spannenden Vergangenheit.“

Eine verbotene Liebe
In „Die Grenzschwimmerin“ werden die vielen offenen Fragen und unausgesprochenen Dinge geklärt. Katharina erfährt auf ihrer Reise, wie skrupellos die DDR mit Sportlern umgegangen ist, warum Mischa schließlich in den Westen flüchtete und wer ihre große, verbotene Liebe war, die Mischa Katharina zeitlebens verschwiegen hat.
Martina Mosebach ist mit ihrem Debütroman ein wunderbares Buch über Sehnsucht, Liebe und Heimat gelungen. Es nimmt die Leser mit auf eine Zeit- und Familienreise in die ehemalige DDR.
Die Autorin selbst fühlt sich dem Thema Identität und Identitätssuche auf eine ganz eigene Art verbunden. Die gebürtige Bochumerin, die nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften vor sechszehn Jahren nach Hamburg kam, wandelt nach wie vor zwischen den Welten. „Ich liebe Hamburg, aber manchmal vermisse ich auch meine Heimat, das Ruhrgebiet. Es sind zwei völlig verschiedene Orte: Dort der Westen mit seiner Bodenständigkeit und Industriekultur, hier der Norden mit seiner Weite und der Nähe zum Meer. Beide Welten geben mir viel und ich glaube, die Suche nach Zugehörigkeit und Identität hört nie auf“, sagt Mosebach.
Erschienen ist der Roman im Hamburger Verlag PUNKTUM Bücher!, der 2014 von Patricia Paweletz und Gabi Schnauder gegründet wurde. Der Verlag hat es sich zum Ziel gesetzt, Autoren zu fördern, die eine besondere Geschichte in ihrer ganz eigenen Sprache erzählen. Bei PUNKTUM Bücher! sind bereits sieben Titel erschienen. Weitere Informationen zum Verlag und den Veröffentlichungen unter www.punktum-buecher.de