Kritik aus der Süddeutschen Zeitung

Wer braucht noch sechshundertseitige Cinemascoperomane? In diesen 98 Miniaturen ist alles drin, Kindheit, Elternsein, Trauer, das ganze Leben.

    Von Willi Winkler
    Romane schreiben kann jeder, die vollfett ausgewalzte Familiengeschichte aus dem Buddenbrooks-Mesozän, Schwiegermutterterror mit Meißner Porzellan und elaborierter Krankheit und der Sorge, ob der Sohn, das spätgeborene Hannolein, es doch noch schafft, dem Vater zu gestehen, dass er schwul ist und Künstler und lieber Romane schreiben will, als Arzt zu werden. Oder erst diese penetrante Berlinedelprekariatsschmuddelprosa! Diesen ganzen Schmarrn braucht es nicht, sagt Silke Stamm, und sie sagt es nicht einmal, sondern schreibt lieber ein leichtes Buch voll mit Miniaturen, alle selbstverständlich dem Leben abgerungen ("Besser wird es nicht. Achtundneunzig Arten, eine Antwort zu erhalten". Hamburg: Punktum-Bücher 2017. 148 Seiten, 20 Euro.) "Einen ganzen Tag das Telefon mit bereits eingetippter Nummer in der Hand zu halten, ohne die grüne Taste zu drücken", beginnt eine und geht so grundlos heiter weiter, "den Tag am Wasser zu verbringen, auf einer Parkbank, neben Menschen, die mit zurückgeschobenen Sonnenbrillen schlendern, die sich manchmal setzen, um Nudeln aus Pappbehältern zu essen, und die danach weitergehen; dem Entenpaar zuzuschauen, das ab und zu nach etwas Lohnendem vorbeischaut, später zwischen aufgeknackten Sonnenblumenschalen direkt am Kai mit nackten Beinen zu baumeln, bei den Stufen, die hinunterführen, wo in einer Mauernische Plastikflaschen und rosa Blütenreste auf dem Wasser dümpeln, und am Ende", so endet dieser Welt- und Universalroman, der mit 19 Zeilen auskommt, "nicht gewählt zu haben, aber fast." Dabei fehlt keineswegs die Schwere der Existenz, es fehlt nicht die Mutter, die von der gehorsamen Tochter besucht werden muss, die wieder im Kinderzimmer schläft und hofft, dass die Mutter nicht noch mal hereinkommt, was sie natürlich tut, "sich auf das Bett setzt und im schwachen Licht, das vom Flur her ins Zimmer dringt, zu reden anfängt, lässt du mich denn gar nicht mehr an dich heran, ich bin doch schließlich deine Mutter!" Es ist ein Horror, nein, schlimmer, das ganze Leben, wie es so spielt und alles in 98 Kapiteln fein und klein und dabei so groß.

    ORTSTERMIN: MUSIKER UND AUTOR GÜNTER MÄRTENS NIMMT SEINE ZUHÖRER IM ST.-PAULI-THEATER MIT AUF EINEN HEROINTRIP AUS LÄNGST VERGANGENEN TAGEN
    Prominentes Klassentreffen auf dem Kiez
    weiterlesen ...


    Radio MV

    Interview mit Martina Mosebach für NDR 1 Radio MV geführt von Susann Moll

    Debütroman „Die Grenzschwimmerin“ von Martina Mosebach
    Junge Frau spürt DDR-Vergangenheit ihrer Mutter auf
    Hamburg, 19. September 2016. Martina Mosebach erzählt in ihrem Erstlingswerk die Geschichte einer jungen Leistungsschwimmerin der DDR in den 80er Jahren.
    Es ist ein gefühlvoll, bildhaft geschriebenes Buch über die Sehnsucht nach Heimat und die Suche nach Identität, über die Leidenschaft für den Sport und den harten Kampf auf dem Weg nach oben. Dabei wirft die Autorin auch ein Licht auf das Thema Doping.
    weiterlesen ...

    Der Publizist Anselm Neft über KRIECHTIERE in seinem Blog:

    ... Das Buch ist Klasse! Es richtet sich lässig zwischen U und E und Genres wie Thriller, Roadmovie und Drama ein.
    Frank Brendel meistert souverän sowohl die zahlreichen nahtlosen Perspektivwechsel, als auch die Rückblenden,

    in denen die vier Charaktere immer greifbarer werden ... Guter Autor, gutes Buch, mehr davon!

    weiterlesen ...

    "In dem sehr lesenswerten, vielschichtigen Debüt geht es um eine nicht ganz einfache Mutter-Tochter-Beziehung, um die brutalen Trainingsmethoden im Leistungssport in der DDR und um die Gefahren der Flucht in den Westen. Der Roman, im noch jungen Punktum-Verlag erschienen, ist auch äußerlich sehr schön gestaltet. Rundum empfehlenswert."


    Katja Buchholz, ekz.bibliotheksservice

    weiterlesen ...

    Speyer




    "Sie war eine verdammte Kämpferin" - der Speyer Report über DIE GRENZSCHWIMMERIN: LINK

    Osttirol

    Radio Osttirol hat einen Beitrag über FUCKFISCH gemacht,

    hier geht's zum Nachhören: LINK

    Punktum auf der Website der Agentur "einfach machen": LINK

    weiter posts